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Mein Name ist Katharina Rutenberg (geb. Baahs) und ich bin am 31.03.1979 in Hagenow geboren. Seit dem 3. Lebensjahr bin ich wegen einer Innenohrentzündung schwerhörig. Für meine ganze Familie war dies ein Schock.
Als kleines Kind war ich immer weg von zu Hause, in einem Internat in Ludwigslust untergebracht. Es war nicht immer einfach. Als Kind musste ich lernen, damit zurecht zu kommen. Es ist gut, dass es Hörgeräte und viele Hilfsmittel z.B. Lichtwecker, Faxgerät usw. gibt. Mit dem Hörgerät kann ich die Geräusche, Stimmen, Musik usw. hören und kann dadurch mit meinen Eltern und Freunden telefonieren.
Nun lebe ich in zwei Welten. In der einen, die normale hörende Welt, muss ich mich mit den täglichen Problemen, die sie für Hörgeschädigte mit sich bringt herumschlagen. Zum Beispiel wird bei Unterhaltungen zu schnell gesprochen oder Durchsagen an Bahnhöfen kann ich nicht verstehen. In der anderen Welt, mit der Gebärdensprache, bin mit Gehörlosen und Schwerhörigen aufgewachsen. Sie ist für mich um vieles einfacher. Jeder weiß worauf es bei Unterhaltungen ankommt. Viele sind durch Unfall, Hörsturz, erblicher, Krankheit, lauter Musik usw. gehörlos oder schwerhörig geworden.
Zehn Jahre lang habe ich in einem Internat für schwerhörige Kinder in Ludwigslust gelebt. Obwohl zwischen meinem Elternhaus und dem Internat keine große Entfernung (20-30 min) lag, konnte ich nicht jeden Tag mit dem Bus oder Auto nach Hause fahren. Dort hatte auch ich so gut wie keine Freunde. Meinen Eltern hatten sich, wie ich später feststellte, richtigerweise entschieden, mich die Woche über im Internat unterzubringen. Im Internat hatte ich viele Freunde aus verschiedene Bundesländern. Heute habe ich immer noch Kontakt zu ihnen, auch wenn jetzt mitunter große Entfernungen zwischen uns liegen.
In meiner Freizeit habe ich mit den Erzieherinnen viel gebastelt. Dadurch ist es zu meinem Hobby geworden. An dem Internat war eine Schule für schwerhörige Kinder angegliedert, welche ich besuchte. In der Schule war ich im Sport (Tischtennis, Leichathletik und Schwimmen) sehr beliebt und erfolgreich. Ich kann mich noch daran erinnern, wann ich meine erste Medaille gewonnen habe. Das war 1990, da gewann ich im Tischtennis zwei Medaillen. Im Einzel holte ich Gold und im Doppel Bronze. Die beiden Medaillen stammen aus der DDR-Zeit. Diese habe ich immer noch.
Zur DDR-Zeit habe ich viel erlebt, z.B. Ausflüge ins Ferienlager, wurde zum Pionier usw. Es war eine sehr schöne Zeit, die ich nicht vergessen werde. Nach der Schule ging ich drei Jahre nach Husum in ein Berufsbildungswerk und machte dort eine Ausbildung zur Bauzeichnerin. Alle zwei Wochen bin ich damals mit dem Zug oder Auto nach Hause gefahren. Ich habe dort immer wieder neue Freunde kennengelernt. Da diese aus den alten Bundesländern kamen und dort die Gebärdensprache etwas anders ist lernte ich dazu. Ich dachte am Anfang, dass es in Deutschland nur eine Gebärdensprache gibt.
Im Tischtennis habe ich immer noch trainiert, aber mit der Leichtathletik musste ich aufhören. Da ich merkte, dass es zu viel wurde. In der Freizeit habe ich Volleyball gespielt, mit Freunde etwas unternommen, war im Kino, gebastelt usw. Auch das war eine sehr schöne Zeit.
Nach der Ausbildung war ich erst einmal ein halbes Jahr arbeitssuchend. Ich wollte in der Nähe von meinen Eltern bleiben. Habe gekämpft wie ein Löwe und mich viel beworben. Nach vielen, vielen Bewerbung bekam ich einen Arbeitsplatz, der sehr weit weg war. Dort arbeitete ich 2 ½ Jahre in einem Ingenieurbüro in der Nähe von Koblenz (Rheinland-Pfalz). Alle drei oder vier Wochen bin ich mit meinen Auto nach Hause gefahren, es waren sehr anstrengende Fahrten. Für mich war es nicht so einfach. Ich hatte auch sehr viel Heimweh und meine Freunde vermisst. Ich war dort sehr einsam. Aber ich fand Anschluss bei meinen Vermietern. Wir haben uns unterhalten, Karten gespielt oder haben geredet, wenn ich ein Problem hatte. Nun wurde mein Vertrag nicht verlängert. Ich bin dann wieder zurück in meine Heimat. Da habe ich mich wieder sehr wohl gefühlt und war auch glücklich.
Im Dezember 2000 war ein besonderer Tag. Der Tag war das 10-jährige Jubiläum von unserem hörgeschädigten Sportverein. An diesen Tag traf ich meinen Mann. Es war Liebe auf den ersten Blick. Er heißt Jörg. Ihn kannte ich bereits aus der Schulzeit. Er spielte damals auch Tischtennis. Nach relativ kurzer Zeit zogen wir zusammen nach Kaltenkirchen (hinter Hamburg). Dort war ich wieder ein halbes Jahr arbeitssuchend. Im Mai 2002 habe ich eine neue Arbeit gefunden, in der ich immer noch tätig bin.
Im August 2003 haben wir in Ludwigslust geheiratet, da wir dort beide 10 Jahre unseres Lebens verbracht hatten. Auf dem Schulhof haben wir unseren Hochzeitsbaum eingepflanzt. Es war eine tolle Idee von meinen Eltern. Es waren auch viele Lehrer und Schüler dabei und haben uns zugeschaut. Das war ein sehr schöner Hochzeitstag. Letztes Jahr im April habe ich im Tischtennis mein Karriere richtig begonnen. Im April 2003 war ich zum erste Mal bei den Gehörlosen Europameisterschaften in Budapest/Ungarn gewesen. Dort sind wir Vizemeister in der Mannschaft geworden. Habe dort Erfahrungen gesammelt und weitere TT-Spieler kennengelernt, aus verschiedenen Ländern mit anderen Gebärdensprachen. Das war sehr interessant.
Mein vorläufiges Ziel erfüllte sich zum Jahreswechsel 2004/2005 mit der Teilnahme an den Deaflympics (WM) in Melbourne/Australien. Im Sport habe ich viele Erfolge und Auszeichnungen erkämpft. Ich habe über 200 Urkunden, ca. 150 Medaillen und ca. 30 Pokale, darunter einen Fair-Play-Preis und eine Auszeichnung zum Sportler des Jahres.
In meiner Freizeit mache ich nicht nur Sport, sondern ich bastel sehr gerne (Perlentiere, Serviettentechnik, 3D-Karten usw.). Weitere Hobbys sind mein PC, Reisen, Freunde und Familie und vor allem liebe ich die Hunde. Kostenlose Homepage von Beepworld Verantwortlich für den Inhalt dieser Seite ist ausschließlich der Autor dieser Homepage, kontaktierbar über dieses Formular! |